Archiv für den Monat: Dezember 2013

Date Night Ersatz: Essklasse, Krefeld

Diesen Donnerstag fiel die Date Night aus. Stattdessen bestiegen wir einen Zug gen Westdeutschland, wo wir zu einer Hochzeitsfeier geladen waren. Das feierliche Mahl im Restaurant Essklasse in Krefeld war so spektakulär, das wir es besingen wollen, auch wenn es hier eigentlich um Berliner Gastronomie geht.

Man kann die Muschel originell finden, muss man aber nicht. Der Inhalt war auf jeden Fall großartig...

Man kann die Muschel originell finden, muss man aber nicht. Der Inhalt war auf jeden Fall großartig…

Das Essklasse gewinnt zusehends an Bekanntheit und Bedeutung in Nordrhein-Westfalen, da es Düsseldorfer Ansprüchen gerecht wird aber noch Krefelder Preise aufruft. Die Küche versucht internationalen Spezialitäten immer auch etwas regionales zur Seite zu stellen und wenn es einen roten Faden gibt, dann ist es ein Faible für ultralange Garzeiten, nicht nur bei niedrigen Temperaturen.

Sellerie in dreierlei Konzentration und Konsistenz. Sieht nicht nach viel aus, explodiert aber am Gaumen...

Sellerie in dreierlei Konzentration und Konsistenz. Sieht nicht nach viel aus, explodiert aber am Gaumen…

Fünf Gänge gab’s und alle waren begeisternd. Das Amuse bot feinste Trüffelaromen, bevor eine Jacobsmuschel im ersten Gang mit Meerwasser, Zitrone und Quitte flirtete. Die Kombi Muschel mit Quitte war uns neu, wir fanden sie sehr gelungen. Besonders wurde es im zweiten Gang. In guten Restaurants sind es oft die Gänge, die am langweiligsten klingen, die nachher die größten Überraschungen bereit halten. ‚Sellerie Espuma mit Ragout vom Heu-Sellerie und Sellerie Essenz von 48h gebackener Knolle‘ stand auf dem Menükärtchen. Klang für mich nach zu viel Knolle, doch geschmacklich war es eine Offenbarung. Der in Heu gebackene Sellerie ergibt leckeres Gemüse, Basis für eine schöne Creme und ausgepresst einen enorm aromatischen Saft. Das ganze war in einem Teller übereinander geschichtet, womit die Präsentationsform hinter der Küchenleistung zurück blieb. Mel fehlte ob der natürlichen Süße des Gemüses ein aromatischer Kontrapunkt, ich fand es perfekt abgeschmeckt.

Ei was liegt denn da? Ein kleiner Kalauer sei erlaubt, für gute Witze fehlte uns die Konzentration, die lag auf unseren Geschmacksnerven...

Ei was liegt denn da? Ein kleiner Kalauer sei erlaubt, für gute Witze fehlte uns die Konzentration, die lag auf unseren Geschmacksnerven…

Das Bio Ei im dritten Gang war über eine Stunde bei niedriger Temperatur gegart und mit fünf Jahre altem Parmesan und Knusper von der Hühnerhaut vermählt. Ein paar Tupfer uralter Balsamico setzte Akzente und meine bessere Hälfte war hin und weg. Ich ließ mir noch Platz fürs Fleisch, das in dreierlei Form den vierten Gang bildete: als Carpaccio vom gegrillten Rinderfilet, darauf ein hundert Jahre bei niedriger Temperatur gegartes Ragout und daneben Tranchen vom Rücken. Letzterer war beim servieren bereits kalt und wurde dadurch zäh – extraschade, weil das Fleisch aromatisch besonders gut war.

Okay, die Anrichtung... Für die einen sieht es aus wie Pull-Beef, für die anderen wie schon mal gegessen. Der Geschmack war unzweideutig grandios...

Okay, die Anrichtung… Für die einen sieht es aus wie Pull-Beef, für die anderen wie schon mal gegessen. Der Geschmack war unzweideutig grandios…

Nach einem sehr guten Champagner-Sorbet kamen sechs verschiedene Sachen von der Schokolade auf den Tisch, womit man genau meinen Geschmack trifft und mir obendrein zwei Portionen Dessert gönnt, denn Mel steigt bei Schokodessert aus.

Die begleitenden Weine waren sehr gut, der Service charmant und der Apero-Champagner eine wahre Freude. Ein Blick in die reguläre Speisekarte zeigt, dass die sich ähnlich präsentiert wie dieses Hochzeitsmenü und – speziell bei den Menü-Arrangements – das Restaurant Essklasse ein extrem gutes Preis-Leistungsverhältnis bietet.

 

Peking Ente Berlin

Chinesisches Essen weckt in uns Assoziationen von Glutamat, pampigen Saucen und Kopfschmerzen – einschlägige Erfahrungen aus Studentenzeiten lassen Grüßen. Zwar verzichten die meisten chinesischen Restaurants mittlerweile auf Geschmacksverstärker, das macht das Essen aber nur bekömmlicher, nicht spannender, und die pampige Speisestärke ist nicht totzukriegen.

Berlin bietet ein paar feinere Restaurants mit authentischer Küche aus Fernost, allen voran das ‚Good Friends‘ mit seiner traditionellen kantonesischen Kost und das ‚Hot Spot‘ mit seiner berühmten Weinkarte. Trotzdem zog es uns zu unserer ersten Date Night China style in ein anderes Etablissement. Wir hatten meinen Vater im Gepäck und den verführen wir gerne zu außergewöhnlichen Abenteuern mit ein bisschen Spektakel und ‚Pekingente‘ ist ein solches kulinarisches Event. Also ging es in die Peking Ente Berlin.

Peking Ente Berlin

Das Zentralkommitee der KP der Volksrepublik passt auf, dass auch alle aufessen…

Das Ambiente der Peking Ente erinnert an einen mit chinesischer Deko ausgestatteten Gemeindesaal – für eine romantische Date Night nicht ganz geeignet, aber wir hatten ja eh Begleitung. Und dieses Mal ging es allein darum die Ente mit allen Sinnen zu genießen, da stört Ablenkung nur.

Da eine Pekingente ausreichend Fleisch für zwei Personen an den Knochen hat, wir aber zu dritt waren, bestellten wir vorab noch diverse Vorspeisen: eine grosse DimSum-Platte und die vom Kellner angepriesenen Peking-Teigtaschen. Beides war sehr lecker – wenn wir auch nicht einig waren, ob alle Vorspeisen wirklich selbstgemacht waren. Ich bin der Überzeugung sie waren es, die Männer hatten Zweifel …

Dann kam die Ente: erst im Ganzen zur Ansicht und nach wenigen Minuten fein filetiert. Sehr smart: Die Schnetzel waren auf Kropoek platziert, die das abtropfende Fett der Ente gut absorbierten, die Anrichtung optisch aufwerteten und (für fettresistente) als weitere Beilage dienten.

Wer noch nicht das Vergnügen hatte eine Pekingente zu essen, hier eine kurze Erklärung: man bekommt zum zerrupften oder filetierten Entenfleisch in Streifen geschnittene Gurken und Lauch, hauchdünne Pfannkuchen und Hoisin-Sauce. Entenfleisch, Gemüse und Sauce werden dann in die Pfannkuchen gerollt und mit den Händen gegessen – LECKER.

Da war der Vogel zwar schon tot, aber noch ganz. Kurze Zeit später lag er lecker tranchiert zum Verzehr bereit...

Da war der Vogel zwar schon tot, aber noch ganz. Kurze Zeit später lag er lecker tranchiert zum Verzehr bereit…

Die Ente war sehr gut, wenn auch stellenweise  etwas trocken, die Beilagen ausreichend und frisch, die Hoisin-Sauce yummie (ein Hauch zuviel Knoblauch wäre hier meine einzige Kritik). Mein Vater und ich waren an diesem Abend auf Bier – Felix hingegen trank einen Chianti, der den Vogel bestens begleitete.

Alles in allem waren wir glücklich und zufrieden. Felix und ich waren bereits vor einigen Jahren in Hamburg im Original Peking-Enten-Haus, einem von weltweit vier Restaurants mit einer staatlichen Lizenz der VR China, die der Peking Ente regelrecht ein Denkmal setzen. Da kann Berlin (ausnahmsweise mal nicht mit). Aber empfehlenswert ist die Berliner Pekingente allemal.

Hier geht’s zur Webseite von Peking Ente Berlin

Ambiente: sozialistisch
Preise: angemessen bis günstig
Preis-Leistungsverhältnis: sehr gut
Fazit: Sollte man mal gemacht haben