POTS Dieter Mueller Ritz Carlton

Restaurant POTS by Dieter Müller im Ritz-Carlton

Ins POTS gehen wir mal, wenn wir einen besonderen Anlass haben, dachten wir, denn die Zugehörigkeit zum Ritz-Carlton und die Patronage des Küchengottes Dieter Müller klingt erst mal teuer. Doch dann erzählten uns Freunde, dass wir schief gewickelt wären.

Lila Senfei
Lila Senfei

Im POTS kostet eine Vorspeise 12,- und eine Hauptspeise 19.- Euro. Es handelt sich um Gerichte zum Teilen, sie sind etwas kleiner als ‚normale‘ Hauptspeisen, aber zwei gute Esser kommen mit drei Vorspeisen und zwei Hauptgängen plus zwei Extra-Beilagen (je fünf Euro) gut aus. So bleibt noch Platz für eine Nachspeise (je neun Euro und damit echte Schnäppchen). Und diese Nachspeisen sollte man auf keinen Fall verpassen. 

Vorneweg ein Flammkuchen DM

Vorspeisen POTS
Diverse Vorspeisen

Wir hatten Hunger und wir waren neugierig, also gab es fast alles, was die Karte hergibt und zum Start einen Flammkuchen ‚DM‘. Alle mit diesem Kürzel auf der Karte versehenen Speisen versprechen ein nominell alltägliches Gericht mit besonderem Twist dank Dieter Müller. Der Flammkuchen war großartig, aber natürlich immer noch ein Flammkuchen. Beim Lila Senfei fiel der Unterschied zum Ursprungsgericht erheblich größer aus. Es handelt sich um ein Onsen-Ei in Pankomehlpannade frittiert und mit einer großartigen Senfsauce auf Basis einer Rote-Beete-Reduktion – zum Verlieben. Das Rindertatar mit Saiblingskaviar war guter Standard.

Verbrannter Kohl
Verbrannter Kohl…

Bei den Hauptspeisen entschieden wir uns für die Gerichte mit den nominell einfachsten Grundprodukten: Königsberger Klopse und Verbrannten Spitzkohl (das einzige vegetarische Hauptgericht auf der Karte). Letzteren bekommt der Gast vor dem Servieren auch im Zwischenstadium zu Gesicht. Er ist tatsächlich verbrannt.

Verbrannter Kohl und ein Klops als Schwamm

…ergibt ein wunderbares Gericht

Die beiden Teller zeigten, dass man Gerichte nicht nur über teure Grundprodukte, sondern auch über handwerkliche Perfektion auf hohes Niveau bringen kann. Die Klopse übergießt Küchenchef Frederik Grieb unmittelbar vor dem Servieren mit ein paar Tropfen einer klaren Reduktion von Kapern, worauf sich das Fleisch mit dieser Reduktion vollsaugt und aufs angenehmste, gleichmäßig Kapernaroma versprüht. Da stört kein Aroma von Eingelegtem und die Kapern sind nicht dominant, wie sie es sind, wenn man auf eine drauf bisse. Dazu zweierlei Saucen und obendrauf ein Flusskrebs – gigantisch. Der Spitzkohl wird mit dem Bunsenbrenner abgeflämmt und anschließend gekocht. Die verbrannten Blätter werden abgezogen, der Kohl in Spalten geschnitten und eine solche dann kurz im ganzen angebraten und mit Miso, Petersilie und Erdnüssen asiatisch angehaucht – Kohl deluxe und eine vollwertige Hauptspeise.

Desserts – bloß nicht entscheiden

Schwarzwälder Kirsch Dieter Müller
Schwarzwälder Kirsch mit Tonkabohneneis

Drei Desserts stehen auf der Karte: Schwarzwälder Kirsch DM, Milchreis, Dampfnudel. Wir hatten alle drei und bereuen nichts. Schwarzwälder Kirsch ist, was man erwarten würde: auseinander genommen und neu zusammengesetzt (und das einfach perfekt). Der Milchreis ist die Edelvariante mit vielen kleinen Kügelchen, Tupfern, hier noch ein Schäumchen und da noch ein Sößchen, wie man es insgeheim erhofft, wenn man weiß, wie rustikal Milchreis normalerweise schmeckt. Und dann war da noch die Dampfnudel! Die war weder dekonstruiert noch aufgebrezelt, es war eine echte Dampfnudel mit Apfelkompott und Vanillesauce, bloß halt die beste auf diesem Planeten.

Deutscher Wein und toller Tee

Die auf Deutschland beschränkte Weinkarte ist hervorragend sortiert. Wer sich partout nicht auf die Idee rein deutscher Tropfen einlassen mag, kriegt eine weitere Karte mit internationalen Klassikern. Auch offen finden sich einige sehr fair kalkulierte Spitzenweine. Eine alkoholfreie Begleitung hatten wir ebenfalls und in der kam ein phänomenaler warmer (nicht heißer) Grüntee mit gebranntem Reis zum Einsatz, der ganz wunderbar zum Essen funktionierte.

Der Service ist gut gelaunt und humorvoll, die Musik ein bisschen lauter und moderner, als man im Ritz-Carlton erwarten würde – zum Glück! Das Ambiente ist elegant aber nicht kühl, der Abstand zum Nachbartisch wunderbar groß. Das POTS ist eine echte Bereicherung der Stadt im mittleren Preissegment.

Hier geht’s zur Website des POTS

Ambiente: modern, großzügig
Preise: mittel (Essen) bis gehoben (Getränke)
Preis-Leistungsverhältnis: herausragend
Fazit: unbedingt hin da