Anton kocht – ziemlich gut sogar. Anton kocht aber nur für kurze Zeit, zumindest in seinem eigenen Restaurant. Denn Anton kocht im ‚Anton kocht‘ und das ist ein Pop-Up-Restaurant, also eines jener Etablissements, das schon am Eröffnungstag ankündigen kann, wann es wieder schließt. Denn Anton geht – nach Frankreich, im neuen Jahr. Also gibt es das Restaurant ‚Anton kocht‘ nur bis 31.12. – in den Räumlichkeiten des “Dai Ragazzi” in Schöneberg, in der Winterfeldstrasse 36, also direkt am Winterfeldplatz.
Liest man bei Facebook oder auf der Webseite des Restaurants das gastronomische Konzept, dann gewinnt man den Eindruck, hier will einer auf allen aktuellen Modewellen gleichzeitig schwimmen: Omas Küche retten, regionale Zutaten verwenden, ‚ganzes Tier’ (also nicht immer nur Filet und Keule) und saisonaler Bezug statt Flugobst. Aber mal ganz ehrlich: keiner dieser Trends ist verkehrt – also immer her damit, von uns aus auch alle auf einmal.
Wir hatten einen Tisch bestellt, was ratsam ist. Die Räumlichkeiten sind bei Pop-up-Restaurants nebensächlich aber ein bisschen Atmosphäre versprüht auch der Ex-Italiener – Wohlfühlfaktor vorhanden. Der Service war super, fairerweise müssen wir anmerken, dass wir unsere zuständige Servicekraft persönlich kennen und sie nur in der ersten Woche eingesprungen war. Bei Pop-Up-Restaurants hilft eben aus, wer gerade in der örtlichen Gastroszene etwas Zeit hat.
Anton kocht – und serviert auf kleinen Tellern
Das 3-Gang-Menü im ‚Anton kocht‘ kostet 29 Euro. Es ist völlig frei zusammenstellbar, allerdings sind die Portionen immer gleich groß. So hatte ich einen fantastischen gebratenen Wels mit gegrilltem Lauch und Dillschmand als Vorspeise, Mel ihn als Hauptgang, beide Male vom Frühstücksteller serviert und eher in Vorspeisengröße. In den meisten Restaurants wird darauf hingearbeitet, dass der Gast am Ende des Menüs satt ist, die Portionsgrößen sind unterschiedlich, je nachdem ob eine Speise im 3-Gang- oder 4-Gang-Menü, als Vorspeise oder Hauptgericht serviert wird. Nicht so im ‚Anton kocht’. Es ist ein Tapas-Konzept – nur wird der Gast nicht so recht eingeweiht. Dazu kosten etliche Gerichte im Menü einen Aufpreis und selbst mittelmäßige Esser bräuchten ob der Portionsgrößen eher 4 Gänge.
Neben dem tollen Wels begeisterte uns ein gebratener Schwefelporling, ein riesiger Pilz aus Berliner Wäldern, frisch vom Markt vor der Tür, nur in Stücke geschnitten einmal scharf angebraten und kurz durchgeschwenkt. Geschmacklich erinnern die gebratenen Stellen an Halumi, das noch fast rohe Innere zeigt dagegen einen frischen, nussigen Pilzgeschmack – das Gute wächst so nah. Die Nachspeise, Marmeladenbrot genannt, war ein Fruchtkompott mit gebratenem Graubrot und Frischkäse, kreativ und schmackhaft; Mel freute sich über eine Käseauswahl von Blomeyer, nachdem sie schon einen sensationellen Handkäse als Vorspeise genossen hatte. Anton hat ein Herz für Käsefans.
Die Weinkarte des ‚Anton kocht‘ umfasst über Hundert Positionen, weltklasse für ein Pop-Up-Restaurant, und diese sind allesamt fair kalkuliert. Jede der Flaschen wird auf Wunsch geöffnet und glasweise ausgeschenkt. Also verlebten wir einen rundum gelungenen Abend. Einziger Kritikpunkt ist die etwas schwierige Menü- und Preis-Konzeption. Wer einfach vier Gerichte a lá Carte kombiniert wird glücklich, stellt am Ende des Abends allerdings fest, dass Anton zwar sensationell kocht, allerdings nicht ganz so preisgünstig, wie es auf den ersten Blick scheint.
Hier geht es zur Webeite des ‚Anton kocht‘
Ambiente: Pop-Up-Gemütlichkeit
Preise: gehoben, wenn man satt werden will
Preis-Leistungsverhältnis: gut
Fazit: Ab zu Anton
Toller Text! Ich habe Antons Laden auch entdeckt und bin begeistert!! Qualität und Genuß stehen bei mir ganz oben – ich bin sehr satt geworden, denn wenn man mit Zeit und Ruhe isst, was hier sehr gut geht, dann reichen die Portionen völlig! Service und Weinbegleitung sind spitze! Liebste Grüße!
Mila Jana Noritsch